Dienstag, 23. März 2010

07.04.2010, 17:15 Uhr Vortrag Rolf Großmann Uni Bremen

Mittwoch, den 07.04.2010, 17 Uhr c.t. in der Rotunde
im Cartesium (FB 03/Universität Bremen), Enrique-Schmidt-Strasse 5,


Vortrag von Prof. Rolf Großmann
Leuphana Universität Lüneburg


"Von der Tonkunst zur Soundkultur --
informationstechnologische Transformationen auditiver Gestaltung"


Abstract

Wird Komposition als regelgeleitete Gestaltung musikalischer Struktur verstanden, so sind
algorithmische Verfahren wie z.B. die Kontrapunktregeln seit jeher Bestandteil musikalischer
Strukturbildung. Es ist gerade die Notenschrift westeuropäischer Kunstmusik, welche die
regelorientierte Arbeit an der tonalen Struktur, die Tonkunst begünstigt. Dass Computer diese
Tradition der Gestaltung aufnehmen und zunächst als Computermusik fortsetzen, ist nicht
weiter verwunderlich. Algorithmische Prozesse sind naturgemäß eine Domäne der
programmgesteuerten Rechenmaschinen und damit die generative Ressource computerbasierter
Gestaltung. Dabei können die Ergebnisse solcher Prozesse -- wie in den Pionierzeiten
Lejaren A. Hillers -- in Notenschrift übertragen und konventionell gespielt (etwa von einem
Streichquartett in der "Illiac-Suite", 1956/57) oder direkt in maschinenlesbaren
Steuerungsdaten (MIDI-Protokoll, ab 1983) ausgegeben werden. Hinzu kommt die Steuerbarkeit von Klängen und -- hier verschmelzen Rechner- und Medientradition des Computers -- Samples, sowie die direkte Berechnung von Klängen -- in der Tradition des Synthesizers.
Bevor der Computer allerdings sein aktuell allgegenwärtiges Gestaltungspotential entfalten
konnte, bedurfte es eines durch die kulturelle Adaption der Phonographie ausgelösten
musikalischen Wandels, eines Paradigmenwechsels vom Ton zum Sound in Klangkunst, Musique
Concrète sowie Pop und Rock. Populäre Stile der DJ-Culture wie HipHop, Dub, House,
Techno und andere bereiten schließlich ab Ende der 1970er Jahre das Feld musikalischer
Innovation, auf dem das heutige Musikmedium 'Computer' aufbaut.
Die Konfigurationen der elektronischen bzw. später digitalen Medien und ihre Produktionsverfahren treten dabei selbst als musikalisches Material in den Gestaltungsprozess
ein. Dazu gehören Verfahren des Editing, der Montage und medienspezifischen Transformation,
die nun als instrumentale Optionen auftreten und in den verschiedensten Stilen und Genres
genutzt werden.

Der Vortrag gibt einen Überblick über die Stationen des Wandels und stellt die Frage nach
einer spezifischen Ästhetik digitaler auditiver Gestaltung.


- Prof. Rolf Großmann wurde eingeladen von Prof. Heidi Schelhowe -

Prof. Heidi Schelhowe
schelhow@tzi.de


Alle Interessierten sind herzlich willkommen!

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